Die diesjährige Tagung des Internationalen Freundeskreises der Evangelischen Theologischen Fakultät (ETF) der Karlsuniversität Prag – kurz: Spolek - war der Frage gewidmet: „Wessen Heiliger Krieg? Christen und der Kampf für den Frieden“. Es war für einmal ein kleiner Kreis, welcher sich vom 7. bis 9. November zum Nachdenken über das reichlich kontroverse Thema der christlichen Haltung gegenüber dem Krieg versammelte.
Den Einstieg in die schwierige Thematik bildete Karin Jungers Dokumentarfilm „God is my Co-pilot“ (NL, 2000) über den Einsatz amerikanischer Bomberpiloten im Krieg gegen Serbien Der folgende Samstagmorgen war der Frage gewidmet, welche Haltung gegenüber dem Krieg in verschiedenen protestantischen Traditionen eingenommen wurde. Nach einigen einleitenden Gedanken des Theologen, Historikers und Spolek-Vorsitzenden Dr. Daniel Neval stellte Dr. Volker Stümke, Dozent für Evangelische Sozialethik an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg unter dem Titel „Der kurze Unfriede“ die Haltung Luthers gegenüber dem Krieg vor. Auf ihn folgte Dr. Jindřich Halama, Dozent für Ethik an der ETF, welcher die Positionen der Böhmischen Brüder vom absoluten Gewaltsverzicht bis zu einer bedingten Befürwortung des Verteidigungskrieges entfaltete. Zwinglis Befürwortung des bewaffneten Kampfes zur Durchsetzung eines dauerhaften Friedens anhand des Beispiels des Friedens von Kappel (1529) war das Referat des Theologen Dr. Olivier Banguerter gewidmet, der jedoch aufgrund seiner Tätigkeit für das Rote Kreuz in Afrika nicht anwesend sein konnte. Anschliessend an die Referate fand eine Diskussion statt, in welcher die Aktualität der reformatorischen Antworten im Mittelpunkt stand.
Während das Vormittagsprogramm in den Räumen der Fakultät stattfand, waren die Tagungsteilnehmer am Nachmittag Gast des Prager Militärhistorischen Museums. Erst wurde in zwei Workshops über die gegenwärtige Rolle der Feldprediger in den Armeen Tschechiens, der Schweiz und Deutschlands diskutiert. Fachkundige Auskunft gaben zum einen PD Dr. Oberst Hans Rudolf Fuhrer, Dozent für Militärgeschichte an der Universität Zürich, und Major Tomáš Holub, Verantwortlicher der Felprediger in der Tschechischen Armee. Anschliessend führte der Leiter des Museums, Oberstleutnant Aleš Knížek, durch die Räumlichkeiten des Museums, insbesondere durch die Sonderausstellung zum Attentat auf den SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich im Juni 1942. Seinen Abschluss fand der Tag nach der Mitgliederversammlung mit einem geselligen Abend, in desssen Verlauf der Historiker Dr. Martin Albrecht. einem kleinen Kreis von Interessenten die Rolle des Panzerregiments 6 der Wehrmacht anlässlich des deutschen Einmarsches in Prag am 15. März 1939 vorstellte. Am nächsten Morgen feierten die Teilnehmer gemeinsam mit der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde den Gottesdienst und versammelten sich gegen Mittag zum abschliessenden traditionellen Mittagessen bei den Franziskanern.